Drunten an der Gartenmauer hab' ich sehn das Häslein lauern. eins, zwei, drei: legt's ein Ei, lasst uns niederducken! Seht ihr's ängstlich um sich gucken? Ei, da hüpft's und dort schlüpft's durch die Mauerlucken. Und nun sucht in allen Ecken, wo die schönsten Eier stecken, rot und blau, und grün und grau und mit Marmorflecken. - Friedrich Güll - Kategorie | Gedichte zu Ostern Klassiker
OSTERTAG
Fünf Hasen, die saßen beisammen dicht. Es macht ein jeder, ein traurig Gesicht. Sie jammern und weinen. Die Sonn' will nicht scheinen! Bei so vielem Regen. Wie kann man da legen den Kindern das Ei? O weih, o weih! Da sagte der König: So schweigt doch ein wenig! Lasst Weinen und Sorgen. Wir legen sie morgen! - Heinrich Hoffmann -
DER OSTERHAS
Die Sonne geht im Osten auf, der Osterhas beginnt den Lauf. Um seinen Korb voll Eier sitzen drei Häslein, die die Ohren spitzen.
Der Osterhas bringt just ein Ei - da fliegt ein Schmetterling herbei. Dahinter strahlt das blaue Meer mit Sandstrand vorne und umher.
Der Osterhas ist eben fertig - das Kurtchen auch schon gegenwärtig! Nesthäkchen findet - eins, zwei drei, ein rot, ein blau, ein lila Ei.
Ein Ei in jedem Blumenkelche! Seht, seht, selbst hier, selbst dort sind welche! Ermüdet leicht im Morgenschein schlief Kurtchen auf der Wiese ein.
Die Glocken läuten bim, bam, baum, und Kurtchen lächelt zart im Traum. Di di didl dum die wir tanzen mit unsren Hasen, umgefasst, zwei und zwei, auf schönem, grünem Rasen. - Christian Morgenstern - Kategorie | Gedichte zu Ostern Klassiker
DAS OSTEREI
Hei, juchhei! Kommt herbei ! Suchen wir das Osterei ! Immerfort, hier und dort und an jedem Ort !
Ist es noch so gut versteckt, endlich wird es doch entdeckt. Hier ein Ei ! Dort ein Ei ! Bald sind's zwei und drei !
Wer nicht blind, der gewinnt einen schönen Fund geschwind. Eier blau, rot und grau kommen bald zur Schau.
Und ich sag's, es bleibt dabei, gern such ich ein Osterei: Zu gering ist kein Ding, selbst kein Pfifferling. - A. H. Hoffmann von Fallersleben - Kategorie | Gedichte zu Ostern Klassiker
OSTERN
Wenn die Schokolade keimt, wenn nach langem Druck bei Dichterlingen Glockenklingen sich auf Lenzeschwingen endlich reimt, und der Osterhase hinten auch schon presst, dann kommt bald das Osterfest.
Und wenn wirklich dann mit Glockenklingen Ostern naht auf Lenzesschwingen, - dann mit jenen Dichterlingen und mit deren jugendlichen Bräuten draußen schwelgen mit berauschten Händen - ach, das denk ich mir entsetzlich, außerdem - unter Umständen - ungesetzlich.
Aber morgens auf dem Frühstückstische fünf, sechs, sieben flaumweich gelbe frische Eier. Und dann ganz hineingekniet! Ha! Da spürt man, wie die Frühlingwärme durch geheime Gänge und Gedärme in die Zukunft zieht, und wie dankbar wir für solchen Segen sein müssen. Ach, ich könnte alle Hennen küssen, die so langgezogene Kugeln legen. - Joachim Ringelnatz -
OSTERGEDICHT
Ostern ist zwar schon vorbei, Also dies kein Osterei; Doch wer sagt, es sei kein Segen, Wenn im Mai die Hasen legen?
Aus der Pfanne, aus dem Schmalz Schmeckt ein Eilein jedenfalls, Und kurzum, mich tät's gaudieren, Dir dies Ei zu präsentieren, Und zugleich tät es mich kitzeln. Dir ein Rätsel drauf zu kritzeln.
Die Sophisten und die Pfaffen Stritten sich mit viel Geschrei: Was hat Gott zuerst erschaffen, Wohl die Henne? wohl das Ei?
Wäre das so schwer zu losen? Erstlich ward ein Ei erdacht: Doch weil noch kein Huhn gewesen, Schatz, so hat's der Osterhas gebracht. - Eduard Mörike -
OH WELT IN EINEM EI
Oh Welt im Ei, von Haut und Schale rings umgeben! Wenn dich die Sonne schaut, beginnt dein freieres Leben.
Dann lebst du, wie dein Ahne will, als Strauß, als Fisch, als Krokodil, als Huhn ein Mehrerwachen,
Ein größeres Glück und größere Qual in einem weiteren Oval. Bis neue Schalen krachen.
O Welt in einem Ei, wie Wichtiges entscheidet sich, geht deine Wand entzwei, vielleicht verschlingt man, kocht man dich, ißt dich mit Senf, mit Kaviar (Störs ungezählten Eiern!)
Und wenn sie Ostern feiern, die dich verschlucken roh und gar, dann lachen sie und spaßen a conto Osterhasen. Doch wer von ihnen denkt dabei an Dich, Du Mikrowelt in einem Ei!? - Joachim Ringelnatz - Kategorie | Ostergedichte
ZUR OSTERFEIER
da freun wir uns sehr, da suchen wir Eier die Kreuz und die Quer. Husch husch im Dornenbusch.
Flugs flugs im grünen Buchs. Husch, husch husch husch! Flugs! Flugs! Flugs! Flugs! - A. H. Hoffmann von Fallersleben -
DER OSTERSPAZIERGANG Vom Eise befreit sind Strom und Bäche durch des Frühlings holden, belebenden Blick; im Tale grünet Hoffnungsglück. Der alte Winter, in seiner Schwäche, zog sich in rauhe Berge zurück.
Von dorther sendet er, fliehend nur, ohnmächtige Schauer körnigen Eises in Streifen über die grünende Flur; aber die Sonne duldet kein Weißes: überall regt sich Bildung und Streben, alles will sie mit Farben beleben; doch an Blumen fehlt's im Revier, sie nimmt geputzte Menschen dafür.
Kehre Dich um, von diesen Höhen nach der Stadt zurückzusehen! Aus dem hohlen finstern Tor dringt ein buntes Gewimmel hervor. Jeder sonnt sich heute so gern; sie feiern die Auferstehung des Herrn, denn sie sind selber auferstanden, aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern, aus Handwerks- und Gewerbebanden, aus dem Druck von Giebeln und Dächern, aus der Straßen quetschender Enge, aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht sind sie alle ans Licht gebracht.
Sieh nur, sieh! Wie behend sich die Menge durch die Gärten und Felder zerschlägt, wie der Fluss, in Breit' und Länge so manchen lustigen Nachen bewegt, und bis zum Sinken überladen entfernt sich dieser letzte Kahn.
Selbst von des Berges fernen Pfaden blinken uns farbige Kleider an. Ich höre schon des Dorfs Getümmel, hier ist des Volkes wahrer Himmel, zufrieden jauchzet groß und klein. Hier bin ich Mensch, hier darf ich's sein! - Johann Wolfgang von Goethe -